Direkt nach der Schule, dem Studium oder der Ausbildung ins Arbeitsleben starten – vielen jungen Menschen missfällt diese Vorstellung. Bevor der Ernst des Lebens beginnt, möchten sie stattdessen diese Phase der beruflichen und privaten Ungebundenheit nutzen, um die Träume zu verwirklichen, für die später im Leben vielleicht keine Zeit mehr ist. Dabei geht es oftmals darum, die Welt (und sich selbst) zu entdecken, Abenteuer zu erleben, seinen Horizont zu erweitern – sprich: auf große Reise zu gehen.
Working Holiday – was ist das?
Für diese jungen Leute unter 30 (bzw. 35) gibt es die sogenannten „Working Holiday“-Programme, auch als „Work & Travel“ bekannt. Hierbei handelt es sich um Abkommen des deutschen Staates mit anderen Ländern, die Langzeitaufenthalte von 12 Monaten und mehr ermöglichen und den Reisenden die Möglichkeit geben, vor Ort Ferienjobs auszuüben.
Warum Working Holiday bei den jungen Menschen so einen Nerv trifft, ist klar: Die Schul- oder Uni-Ansolventen haben viel Zeit zur Verfügung und möchten diese investieren, um ein anderes Land intensiv zu bereisen und erleben. Andererseits mangelt es ihnen in vielen Fällen an finanziellen Mitteln, um einen längeren Auslandsaufenthalt mit Unternehmungen und Reisen innerhalb des Landes stemmen zu können. Da trifft sich die Möglichkeit gut, mit einem kurzzeitigen Job locker die nächste Tour finanzieren zu können. Zudem sind die jungen Leute körperlich fit und gewillt zu arbeiten – denn schließlich kann man ein Land und seine Kultur und Einwohner umso besser kennenlernen, wenn man nicht nur Gast ist, sondern auch mal am Arbeitsleben teilnimmt, ob auf einer Farm, auf einer Baustelle, in einem sozialen Projekt oder als Barkeeper oder Kellner.
Asien, Amerika, Australien: Wohin solls gehen?
Die Länder, mit denen Deutschland ein solches bilaterales Abkommen für Woking Holiday hat, sind so vielfältig wie attraktiv: Es sind sowohl Länder in Asien (Südkorea, Japan, Taiwan, Singapur) als auch Nord- (Kanada) und Südamerika (Argentinien, Chile) sowie im fernen Ozeanien (Australien, Neuseeland) darunter. Neuerdings zählt auch Israel zu den möglichen Zielländern.
Für welches Land man sich letztlich entscheidet, ist sicherlich eine Frage der persönlichen Präferenz. Traditionell sehr beliebt ist der Work & Travel Trip nach Australien. Hier bieten sich dem Reisenden wunderschöne Landschaften mit roten Wüsten und weißen Stränden, aber auch pulsierende Metropolen wie Sidney und Melbourne. Zudem ist das Land sehr gut auf die Reisenden mit Working Holiday Visum eingestellt und man findet recht schnell Arbeitsmöglichkeiten. Ausschlaggebend ist für viele sicherlich auch, dass hier Englisch gesprochen wird, sodass man sich sicher verständigen kann.
Aber auch andere Länder bieten ihre individuellen Vorteile. Bei einem Auslandsaufenthalt in Südkorea beispielsweise lernt man – im Gegensatz zum recht „westlichen“ Australien – eine ganz neue, fremde Kultur kennen, was das Erlebnis sehr intensiv und aufregend macht. In Argentinien und Chile dagegen hat man die Möglichkeit, während der Reise die Fremdsprache Spanisch zu erlernen bzw. zu perfektionieren – zudem trifft man in diesen bei Backpackern beliebten Ländern viele andere Reisende, mit denen man sich für gemeinsame Abenteuer zusammentun kann.
Objekt der Begierde: Das Working Holiday Visum
Um ein Working Holiday Visum zu erhalten, muss man selbstverständlich ein paar kleine bürokratische Hürden überwinden. Den Antrag und die dazugehörigen Informationen findet man online beim Auswärtigen Amt des jeweiligen Landes. Work & Travel-Organisationen wie Praktikawelten bieten Interessenten jedoch Unterstützung bei der Beantragung des Visums sowie bei der Organisation, Planung und Durchführung des Working-Holiday-Abenteuers.
Für die Beantragung des Visums muss man in jedem Fall einige Voraussetzungen mitbringen, nur die Einzelheiten variieren dabei: So darf der Antragssteller nicht unter 18 und nicht über 30 sein (in Kanada ist jedoch 35 die Obergrenze) und muss die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Die Ausstellung des Visums erfolgt zudem nur ein einziges Mal im Leben. Je nach Land muss man auch gewisse finanzielle Rücklagen vorweisen können, außerdem in Chile oder Japan eine gültige Auslandskrankenversicherung und in Kanada ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis. Die Begleitung durch Familienmitglieder ist in manchen Ländern ebenfalls Tabu. Auch kostet das Visum selbst etwas Geld, wobei diese Kosten in der Regel „nur“ zwischen 100 und 300 Euro liegen.