Russische Staatsbürger, vor allem der wohlhabenderen Sorte, gehörten zur Wintersportsaison in den Alpen in den letzten Jahren zu den Stammgästen. In Orten wie Garmisch-Partenkirchen waren die vornehmen Russen mit ihren pelzmantelbewährten Frauen stets Teil des Stadtbildes, abseits der Skipisten sah man sie vor allem in Luxusrestaurants und Hotels sowie den großen Casinos und Spielbanken – das erklärt wohl auch ihren außerordentlich guten Ruf bei den vom Tourismus lebenden Einheimischen und warum die Gäste aus dem größten Land der Welt derzeit so schmerzlich vermisst werden.
Ukrainekonflikt und EU-Sanktionen sorgen für Einbußen
Denn seit dem Beginn der Ukrainekrise und im Zuge der immer härteren EU-Sanktionen gegen Russland gehen die Zahlen der Besucher aus dem östlichen Reich dramatisch zurück. In Oberbayern gab es von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus an Übernachtungen von knapp sechs Prozent. Dieser Wert ist jedoch hauptsächlich daher verhältnismäßig niedrig, dass der Konflikt sich erst im Laufe des Jahres zuspitzte. Wenn man nur die Zahlen des Monats September vergleicht, sind es ganze 21 Prozent weniger Übernachtungen. Auch in Baden-Baden, dem seit den Zeiten Dostojewskis bei russischen Gästen extrem beliebten Kurort, gab es erstmals seit zwei Jahrzehnten einen Rückgang der russischen Übernachtungen – um mehr als 16 Prozent. Neben den politischen Spannungen und Sanktionen gibt es noch einen anderen Grund, warum die Skigebiete diese Saison nicht mit viel russischem Publikum rechnen können: Der staatlich verordnete Neujahrsurlaub für russische Bürger wurde inzwischen von zwei auf eine Woche gekürzt.