Eine Gemeinsamkeit besitzen Deutschland und Nigeria auf jeden Fall: Beide Staaten sind nach dem Modell einer Bundesrepublik organisiert, wobei das gut 920 000 km² große westafrikanische Land mit seinen etwa 153 Millionen Einwohnern jedoch nicht nur ein weitaus größere Fläche, sondern mit seinen 36 Bundesstaaten sowie dem Federal Capital Territory um die Hauptstadt Abuja auch mehr als doppelt so viele diesbezügliche Verwaltungseinheiten aufweist.
In Afrika selbst wie auch im Rest der Welt ist das Land vor allem für seine reichhaltigen Erdölvorkommen, aber auch für erbitterte ethnische Konflikte aufgrund sehr diverser Volksgruppen und der religiösen Zweiteilung in einen muslimisch orientierten Norden und den eher christlich-animistischen Süden bekannt, die mehr als 500 Sprachen und Dialekte, die landesweit gesprochen werden, machen auch die Verständigung der Nigerianer untereinander nicht immer einfach.
Die Vielfalt des Landes spiegelt sich in der Anzahl der Bundesstaaten
Die Entstehung und Differenzierung der heutigen Bundesstaaten begann bereits im Jahr 1967, die Ausrufung der damals lediglich 12 Bundesstaaten führte seinerzeit zum letztlich erfolglosen Sezessionskrieg der Region Biafra von 1967 bis 1970, heute gehört das Gebiet u.a. zum Bundesstaat Enugu, der wie die meisten Staaten und Städte im Nigerdelta und an der Atlantikküste sehr viel mehr Bevölkerung hat, als der relativ dünn besiedelte und ärmere Norden.
Dabei dient der Verlauf der beiden Flüsse Niger und Benue auch als geeigneter Anhaltspunkt für den Bevölkerungsreichtum der jeweiligen Staaten: Nördlich der Stelle im Bundesstaat Kogi in Zentralnigeria, wo sich Niger und Benue in westlicher und östlicher Richtung teilen, sinkt die Bevölkerungsdichte (mit Ausnahme des wachsenden nördlichen Bundesstaates Kano), südlich davon sind die Staaten sehr viel dichter besiedelt, speziell um den „Boom-Bundesstaat“ Lagos samt seiner Hauptstadt Ikeja, wo über 60 % des landesweiten Handels statt finden, und mehr als 2000 Industrien ihren Sitz haben.
Die neue saubere Hauptstadt in der leeren Mitte des Landes
Erst seit dem Jahr 1991 ist Abuja mit seinen heute knapp 1,6 Millionen Einwohnern im ebenfalls nur von wenigen Menschen bewohnten Federal Capital Territory im Zentrum des Landes die Hauptstadt Nigerias, durch ihr geringes Alter und ihr Entstehen auf dem Reißbrett gilt sie als eher unafrikanisch, anders ihre Vorgängerin Lagos wird Abuja von Einheimischen wie auch ausländischen Besuchern als relativ sicher, sauber und gepflegt geschätzt. Außer dem Sitz der Regierung, dem Parlament und dem Präsidentenpalast befinden sich dort auch die Niederlassungen der meisten ausländischen Firmen.
Die insgesamt 10 Millionenstädte Nigerias wachsen munter weiter
Neben dem riesigen „Moloch“ Lagos mit seinen inzwischen über 10 Millionen Einwohnern kann das Land mindestens 9 weitere Städte vorweisen, in denen wenigstens eine oder mehrere Millionen Einwohner leben. Dies sind in der Reihenfolge ihrer Einwohnerzahl Ibadan im vom Volksstamm der Yoruba dominierten Bundesstaat Oyo an der Grenze zu Benin, Benin-Stadt westlich des Unterlaufs des Nigers im Staat Edo, das bereits erwähnte Kano im gleichnamigen Bundesstaat, die alte Hafenstadt Port Harcourt im Deltastaat Rivers, Kaduna im nach ihr benannten nördlichen Bundesstaat, Aba im Osten des Nigerdeltas im Staat Abia, die Hausa-Metropole Maiduguri im nordöstlichen Bundesstaat Borno an der Grenze zum Tschad und die Stadt Ilorin im von Bergbau und Landwirtschaft dominierten Bundesstaat Kwara an der Grenze zu Benin.